Ethnien und Identität in Indien

Der indische Subkontinent ist absolut multiethnisch und multikulturell: hunderte lokale Sprachen, verschiedene Mentalität der Menschen von Regionen zu Region und unterschiedliche kulturelle Praktiken prägen das Land.

Ethnien

Zu den größten Bevölkerungsgruppen zählen folgende Völker:

  • Indoarier: Die Ethnie der Indoarier leitet ihre Herkunft aus den Veden ab, in denen von einem Hirtenvolk berichtet wird, das um 1.500 v. Chr. aus Persien nach Indien kam. Etwa 70% der Inder gehören dieser Ethnie an, was sich vor allem durch die gemeinsame Sprachfamilie zeigt. Diese umfassen u.a. Sanskrit, Hindi oder Marathi, die überwiegend im Norden gesprochen werden.
  • Draviden: Es handelt sich um eine Ethnie aus dem Süden des Landes, die sich durch die dravidischen Sprachen Tamil, Telugu und Malayalam charakterisiert. 25 % der Inder gehören dieser Gruppe an.
  • Assamesen: Personen, die im nordöstlichen Bundesstaat Assam leben oder Assamesisch sprechen, werden dieser Bevölkerungsgruppe zugerechnet, die sich jedoch in zahlreiche Gruppierungen unterteilt. Ihr werden ca. 15 Mio. Menschen zugerechnet.
  • Mongolen: Mongolen leben überwiegend im Himalaya im Nordosten und sprechen Mon-Khmer Sprachen oder Tibeto-Birmanisch. Es könnte sich um Nachkommen zentralasiatischer Einwanderer handeln, die aktuell etwa 5 % der indischen Bevölkerung ausmachen.
  • Tibeter: Es handelt sich um Exil-Tibeter, die seit 1959 aus ihrer Heimat unter chinesischer Besatzung nach Indien flüchten und seinerzeit von Premierminister Jawaharlal Nehru Asyl erhielten. Heute sind es in etwa 100.000 Menschen, von denen der Großteil in Dharamsala lebt, wo sich auch der Dalai Lama und die Exilregierung befinden.
  • Ladakhis: Aktuell sollen in etwa 112.000 Menschen in der Hochgebirgsregion Ladakh wohnen bzw. Ladakhis sprechen.

Identität

Im indischen Selbstverständnis gilt der Westen als materiell orientiert, Indien jedoch als spirituell überlegen (als Herr über Kultur & Religion in Abgrenzung zu den Briten). Daraus wurde gefolgert, dass die Spiritualität den Westen erobern müsse.

Ein wesentliches Problem Indiens war die vorzeitige Entstehung eines modernen Staatswesens durch den Kolonialismus gegenüber der mangelhaften Ausbildung des nationalen Gedankens. Auch die volkswirtschaftliche Entwicklung des Landes war nicht adäquat, sondern basierte auf agrarisch geprägten vormodernen Strukturen. Trotz Englisch als Lingua Franca, einer einheitlichen Verwaltung und einem nationalen Markt besteht bis heute die soziale Fragmentierung wie z.B. durch das Kastensystem. Die Beibehaltung half den Briten, das Land unter Kontrolle zu halten. Daher erfolgte im Unterschied zu Europa kein Abbau von Ungleichheit zugunsten gleichberechtigter nationaler Staatsbürgerschaft. Die extremen Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaft sind noch heute offen sichtbar.

Ein indisches identitätsstiftendes Heldenepos, die „Ramayana“ handelt von der Odyssee von Prinz Ram, der seine Frau Sita aus den Fängen von Dämonen retten muss. Der neue Hindu-Nationalismus basiert auf der Neuinterpretation von religiös-kulturellen Traditionen im Sinne der modernen Nationsbildung. Durch rituelle Politik erfolgt die Legitimation von Hegemonie und Macht.

Xenophobie in Indien: Ausländer gelten seit jeher als suspekt. Besonders weiße Ausländer aus dem Westen gelten als unmoralisch und gemessen an den strengen Moralvorstellungen traditionell lebender Inder als sittenlos. Ein anderes weit verbreitetes Vorurteil ist die Rolle von Ausländern als Landesverräter, welche die Unabhängigkeit Indiens untergraben.

Dennoch besteht großes Interesse an allem, was aus dem Ausland kommt. Eine sehr irritierende Faszination ist jene für Adolf Hitler. Auf Grund seiner Stilisierung der „Arier“ zur Über-Rasse (der sich der Großteil der Inder zugehörig fühlt), seines Rückgriffs auf das Hakenkreuz (das ursprüngliche indische Zeichen für Glück) sowie seinen angeblichen Mut (der auch den ehemaligen Kolonialherren in Großbritannien das Fürchten lehrte) wird Hitler in Indien verehrt.

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